Pilau – traditonelles Reisgericht aus St. Augustine

8. August 2017

Heute möchten wir Euch gerne ein Gericht vorstellen, das wir auf unserer Reise nach St. Augustine in Florida entdeckt haben: Pilau (gesprochen: Perlow).

Es handelt sich hierbei um ein leckeres Reisgericht, verfeinert mit kreolischen Gewürzen, Paprika und deftiger Wurst. Klassischerweise wird, wie in den meisten kreolischen Gerichten, Andouille hierfür benutzt. Da diese hier aber schwer zu bekommen ist und ich auch den TSA-Spürhund nicht wieder kirre machen wollte, benutze ich stattdessen Kabanos. Man könnte auch Chorizo dafür nehmen. Hauptsache würzig. Die hier verwendete kreolische Würzmischung habe ich mir aus den USA mitgebracht. Man bekommt diese aber von vielen Herstellern auch bei uns zu kaufen. Ein selbst gemischtes „Cajun Spice“ stellen wir Euch demnächst an anderer Stelle vor.

Pilau

Das Gericht kommt ursprünglich aus Menorca. Was hat denn aber jetzt Menorca mit St. Augustine in Florida zu tun?

Nun, da muss man ein wenig ausholen. Als die Briten Ende des 18. Jahrhunderts von den Spaniern Florida übernahmen, war das Land nur sehr dünn besiedelt. Ihr wisst schon – Sümpfe, Alligatoren, Moskitos, Hitze… Man wollte es daher neuen Siedlern wenigstens mit den Landzuteilungen recht einfach machen. Hier kommt Dr. Andrew Turnbull, ein schottischer Arzt, ins Spiel. Er war mit einer Griechin verheiratet und benannte eine neue Kolonie auf dem ihm zur Verfügung gestellten Land nach dem Geburtsort seiner Frau „New Smyrna“. Seine Idee (vermutlich aber die seiner Frau) war es, 500 Siedler aus Griechenland nach Florida zu bringen. Dr. Turnbull segelte also los und machte auf Menorca Zwischenstopp, das sich damals unter britischer Kontrolle befand. Irgendwie zog es ihn nicht wirklich nach Griechenland und er brach stattdessen nach Italien auf. Dort rekrutierte er ca. 100 Männer, die bereit waren, mit ihm (und den angekündigten Griechen) in die Neue Welt zu reisen. Dr. Turnbull setzte die 100 Italiener auf Menorca ab und segelte dann endlich nach Griechenland. Dort war die Begeisterung für einen Neuanfang im fernen Florida nicht so groß und auch die türkischen Behörden intervenierten. Dr. Turnbull reiste also mit den wenigen Griechen zurück nach Menorca, um die Italiener einzusammeln. Diese waren aber inzwischen nicht mehr Singles, sondern hatten sich unsterblich in die schönen Frauen auf Menorca verliebt und diese schnell geheiratet. Damit aus „New Smyrna“ überhaupt etwas wurde, versprach Dr. Turnbull den Italienern, dass ihre Frauen selbstverständlich auf Menorca willkommen waren und auch weitere Familien aus Menorca mitkommen dürften. Was Frau Turnbull zur dieser Wendung sagte, bleibt uns verborgen. Jedenfalls reisten statt 500 Griechen etwa 1.400 Personen vorwiegend menorquinischen Ursprungs nach Florida (und 100 Italiener). Ab jetzt wird die Geschichte traurig, weil etliche auf der Überfahrt starben und viele weitere in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft Krankheiten und furchtbaren Arbeitsbedingungen in der neuen Kolonie zum Opfer fielen. Nach neun Jahren Zwangsarbeit ohne Landzuteilungen rebellierten die Siedler und der britische Gouverneur aus St. Augustine setzte Dr. Turnbull ab. Die Siedler erhielten endlich eigenes Land – zwar nicht in New Smyrna, aber in St. Augustine. Sie wurden zunächst nicht gerade mit offenen Armen willkommen geheißen, konnten aber endlich in Freiheit ihr Leben aufbauen und viele ihrer Traditionen und Gerichte sind aus St. Augustine nicht mehr wegzudenken.

Das bringt uns zurück zum Pilau :-)

Pilau

Wir machen heute ein Sausage Pilau mit deftiger Wurst. Es gibt auch Abwandlungen mit Shrimps oder Hühnchen. Es heißt in St. Augustine hätte jede Familie ihr eigenes Rezept.

Nun, wir jetzt auch. So wird’s gemacht:

Zutaten:

  • 1 gelbe Paprika
  • 1 orange Paprika
  • 1 rote Paprika
  • 2 Stangen Staudensellerie
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 Zwiebel
  • 1 Dose gehackte Tomaten (400g)
  • 400g Reis
  • 1 Packung (à 150 g)  Kabanos
  • 150g Hähnchenbrust in Scheiben
  • 2 Esslöffel Butter
  • 1 Liter Hühnerbrühe
  • 1 Teelöffel Cajun Spice (oder andere kreolische Gewürzmischung)
  • Salz und Pfeffer zum Abschmecken
  • Petersilie zum Garnieren
  • 1 geviertelte Zitrone

Außerdem benötigt ihr:

  • 1 große, möglichst gusseiserne Pfanne von ca. 30 cm Durchmesser

Zubereitung:

  1. Paprikaschoten waschen, entkernen und in kleine Stücke schneiden.
  2. Die Sellerie, waschen, putzen und in kleine Ringe schneiden.
  3. Die Zwiebel schälen und in kleine Würfel schneiden.
  4. Die Knoblauchzehe schälen und pressen bzw. dünn schneiden.
  5. Die Wurst in nicht zu dünne Scheiben schneiden und Hähnchenbrustscheiben würfeln.
  6. Die Wurst bei mittlerer Hitze in einer Pfanne ohne Fett auslassen und bräunen (nicht zu stark. Anschliessend herausnehmen und beiseite stellen.
  7. Butter in der großen Pfanne erhitzen und die Zwiebeln zusammen mit dem Knoblauch anschwitzen.
  8. Paprika und Sellerie hinzufügen und kräftig andünsten (nicht zu braun werden lassen).
  9. Nun die Wurst und  die Hähnchenbrust sowie die Tomaten hinzugeben und kräftig umrühren.
  10. Den Reis in Pfanne geben und das Ganze mit der Hühnerbrühe auffüllen (ja, das wird voll).
  11. Alles köcheln lassen und gelegentlich umrühren.
  12. Nach ca. 30 Minuten sollte der Reis gar, aber bissfest sein.
  13. Reisgericht mit dem Cajun Spice, Salz und Pfeffer abschmecken und mit Petersilie und Zitrone servieren.

 

Pilau

Pilau

Pilau

Pilau

Pilau

 

Pilau

Pilau - traditionelles Reisgericht aus St. Augustine

Portionen 4 Personen
Vorbereitungszeit 20 Minuten
Zubereitungszeit 30 Minuten
Gesamtzeit 50 Minuten

Kochutensilien

  • Gusseiserne Pfanne (Ø 30cm)

Zutaten
  

  • 1 gelbe Paprika
  • 1 orange Paprika
  • 1 rote Paprika
  • 2 Stangen Staudensellerie
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 Zwiebel
  • 400 g gehackte Tomaten (1 Dose)
  • 400 g Reis
  • 150 g Kabanos
  • 150 g Hähnchenbrust in Scheiben
  • 2 EL Butter
  • 1 l Hühnerbrühe
  • 1 TL Cajun Spice oder andere kreolische Gewürzmischung
  • 1 Zitrone geviertelt
  • Salz und Pfeffer zum Abschmecken
  • Petersilie zum Garnieren

Anleitungen
 

  • Die Paprikaschoten waschen, entkernen und in kleine Stücke schneiden.
  • Die Sellerie, waschen, putzen und in kleine Ringe schneiden.
  • Die Zwiebel schälen und in kleine Würfel schneiden.
  • Die Knoblauchzehe schälen und pressen bzw. dünn schneiden.
  • Die Wurst in nicht zu dünne Scheiben schneiden und die Hähnchenbrustscheiben würfeln.
  • Die Wurst bei mittlerer Hitze in einer Pfanne ohne Fett auslassen und bräunen (nicht zu stark). Anschliessend aus der Pfanne nehmen und bis zur weiteren Verwendung beiseite stellen.
  • Butter in der großen Pfanne erhitzen und die Zwiebeln zusammen mit dem Knoblauch anschwitzen.
  • Paprika und Sellerie hinzufügen und kräftig andünsten (nicht zu braun werden lassen).
  • Nun die Wurst und die Hähnchenbrust sowie die Tomaten hinzugeben und kräftig umrühren.
  • Den Reis in Pfanne geben und das Ganze mit der Hühnerbrühe auffüllen.
  • Alles köcheln lassen und gelegentlich umrühren.
  • Nach ca. 30 Minuten sollte der Reis gar, aber bissfest sein.
  • Reisgericht mit dem Cajun Spice, Salz und Pfeffer abschmecken und mit Petersilie und Zitrone servieren.
Autor: Christian Kutschka
Gericht: Hauptspeise
Küche: Amerikanisch

 

Zuletzt aktualisiert am 11. Februar 2024 von Christian

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Recipe Rating




Ich erkläre mich damit einverstanden, dass meine eingegebenen Daten und meine IP-Adresse nur zum Zweck der Spamvermeidung durch das Programm Akismet in den USA überprüft und gespeichert werden.
Weitere Informationen zu Akismet und Widerrufsmöglichkeiten.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Join the Conversation

  1. Das ist ein fantastisches Beispiel für den „Melting Pot“ und seine Küche! Danke für das Rezept und die Hintergrundgeschichte :-)

    1. Christian Author says:

      Von Herzen gerne liebe Gabi.
      Deswegen wollte ich auch das Gericht gerne dabei haben, weil es so charakteristisch ist für die amerikanische Küche, die so viel zu bieten hat.
      Herzliche Grüße
      Christian

Close
© Copyright 2023 SavoryLens. All rights reserved.
Close