Roadtrip durch den Südwesten der USA (Teil II)

6. November 2018

Der Antelope Canyon – das Fotografenherz schlägt bei diesen Worten höher. Viele denken sofort an die berühmten Lichtstrahlen im roten Fels und surreale Gesteinsformationen. Wer seine Reise plant, findet viele verwirrende Angaben im Netz und stößt auf völlig widersprüchliche Erfahrungen.

Wie kommt das?

Genau genommen gibt es zwei Antelope Canyons: Den Upper Antelope Canyon und den Lower Antelope Canyon. Um es vorweg zu nehmen: Die berühmten „Beams“, also Lichtstrahlen, sind nur im Upper Antelope Canyon zu sehen. Und nur weil die Sonne scheint, heißt das noch lange nicht, dass die Beams sich zeigen. Ihr braucht dafür die Mittagssonne. Es ist daher kein Zufall, wenn die Mittagstouren – gerade die Fotografentouren – Monate im Voraus ausgebucht sind.

Touren?

Ja. Man kommt nicht ohne Begleitung in die Antelope Canyons. Das hat verschiedene Gründe, aber häufig wird erwähnt, dass bei plötzlich aufkommendem Regen die Canyons blitzartig überflutet werden und dass vor Jahren Touristen zu Tode gekommen sind. Abgesehen von diesem Sicherheitsaspekt befinden sich die Canyons im Navajo-Gebiet und sind natürlich eine nicht ganz unwichtige Einnahmequelle, seitdem die Canyons durch die Social Media so berühmt geworden sind und jeder mal ein Foto von dort mitgebracht haben möchte.

Was sollte man also unbedingt vorher wissen und beachten?

  • Entscheiden, welchen Canyon man überhaupt sehen möchte (siehe oben).
  • Anbieter auswählen. Die Touren zum Upper und Lower Antelope Canyon werden von unterschiedlichen Veranstaltern durchgeführt, Ihr könnt also keineswegs beide Touren beim gleichen Anbieter buchen. Auch die Ausgangspunkte sind unterschiedlich.
  • Termin finden und online eine Tour reservieren. Das ist ein Muss für den Upper Antelope Canyon, siehe oben. Wer ein paar schöne Bilder mitbringen möchte, sollte die Fotografentour buchen. Ihr werdet euch wirklich ärgern, wenn ihr es nicht tut. Beim Lower Antelope Canyon war es so, dass wir an einem Nachmittag vorbeigefahren sind und es waren noch am selben Tag Plätze frei. Wir mussten ca. 30 bis 45 Minuten warten. Fotografentouren werden für den Lower Antelope Canyon nicht (mehr) angeboten.
  • Sich mit seiner Kamera vertraut machen und diese ggf. schützen. Beide Aspekte sollte man nicht unterschätzen. Auch bei der Fotografentour hat man nur wenig Zeit, um seine Einstellungen in den Griff zu bekommen. Mit dem manuellen Modus muss man vertraut sein. Die Menschenmengen und der Andrang sind so enorm, dass die Guides die Besucher energisch wegscheuchen und die Spots für die Fotografen „räumen“, aber auch dann hat man maximal 2 Minuten Zeit zum Stativ aufstellen und fotografieren. Zum Nachdenken ist es zu spät, also wer dann überlegt, wie man die Belichtungszeit ändert oder die Blende anpasst, hat verloren. Zum Thema Kameraschutz sei nur so viel gesagt: Bei Wind kann es passieren, dass eurer teures Objektiv und die Kamera mit einer dünnen Schicht feinem roten Sand bedeckt sind. Die Guides werfen auch Sand in die Luft, damit die „Beams“ überhaupt zu sehen sind und das Licht brechen. Dazu später mehr.

Wie laufen die Touren ab?

Upper Antelope Canoyn

Fangen wir mal mit dem Upper Antelope Canyon an. Wir haben eine Fotografentour bei Adventurous Antelope Canyon Photo Tour (www.navajoantelopecanyon.com) gebucht und uns im Nachhinein zu dieser Entscheidung immer wieder beglückwünscht. Es war die Tour 8, welche den Upper Antelope Canyon, den Rattlesnake Canyon und den Owl Canyon umfasste. Sie dauert von ca. 14:00 bis 18:30 Uhr.

Start:

Ausgangspunkt für alle Touren ist ein großer Parkplatz hinter Page.  Dort befindet sich auch die einzige Toilette in der Nähe der Canyons sowie der Schalter für die Anmeldung und Bezahlung der Touren (Kreditkarten werden akzeptiert). Auf dem Parkplatz sortierten wir uns erstmal, weil man in den Upper Antelope Canyon nur seine Kamera und das Stativ mitnehmen darf und muss. Bei den Fotografentouren wird das auch sehr ernst genommen. Am Schalter mussten wir sowohl Kamera als auch Stativ vorzeigen, denn sonst disqualifiziert man sich für die Fotografentour. Ein Rucksack oder Tasche darf in den Upper Antelope Canyon übrigens nicht mitgenommen werden. Bei unserer kombinierten und doch etwas längeren Tour durften wir zu zweit aber einen Rucksack im Auto des Guides lassen, so ganz ohne Wasser wäre das anstrengend geworden.

Ablauf:

Nachdem sich die Gruppen und die Guides gefunden haben, konnten wir unser Glück nicht fassen. Wir waren nur zu dritt, was die ganze Unternehmung zu einer VIP-Tour machte.  Mit einem „Suburban“ ging es rasant zum Upper Antelope Canyon weiter. Unser Guide hieß Cody und hat unsere Erwartungen absolut übertroffen. Er ist nicht nur selbst ein guter Fotograf, sondern vermittelte uns den Eindruck, uns als Gäste eines Naturwunders willkommen zu heißen, auf das er stolz war. Wir hatten insgeheim die Befürchtung, dass die Guides bei dem ganzen Massenansturm nur noch Pflichtübungen absolvieren würden, aber weit gefehlt. Im Canyon selbst verstand man auch sofort, warum die Fotografentour ohne Guides nicht funktioniert. Auf Schritt und Tritt laufen dort Besucher mit anderen Touren herum und man hätte nie im Leben eine Chance, die schönen Spots ohne reinlaufende Personen fotografieren zu können. Die Guides sorgten aber für einen reibungslosen Ablauf und sprachen sich so ab, dass die Fotografen jeden Spot zumindest kurz für sich allein hatten. Die Lichtverhältnisse sind das Schwierigste, was wir bisher erlebt hatten. Zum einen möchte man natürlich jedes Detail im Felsen einfangen, also ist eine kleine Blende unumgänglich. Die Dunkelheit und Schatten erfordern eine lange Belichtungszeit, was nur mit Stativ möglich ist. Der strahlend blaue Himmel sorgt für Kontraste, die man am einfachsten dadurch vermeidet, dass man den Himmel gar nicht erst auf dem Bild hat. Wir haben zwischenzeitlich immer wieder die Luft angehalten und hofften nach den schnellen Wechsel der Spots, überhaupt etwas Schönes eingefangen zu haben. Cody half uns aber allen mit unseren Kameraeinstellungen, wenn sich mal das eine oder andere Problem ergab, und zeigte uns besonders interessante Felsformationen, wie zum Beispiel den Bären, der scheinbar seine Tatzen zum Himmel streckt.

Upper Antelope Canyon Upper Antelope Canyon  Upper Antelope Canyon Antelope Canyon Upper Antelope Canyon  Upper Antelope Canyon

Rattlesnake Canyon

Mit dem Auto ging es weiter zum Rattlesnake Canyon – dieser war für uns eine genauso schöne Erfahrung wie der Upper Antelope Canyon, ohne Menschenmassen und mit ebenfalls unwirklichen Felsgebilden. Die Erkundung ist deutlich anspruchsvoller, weil es durch schmale Schluchten und kleine Leitern auf und ab geht. Man muss aber wirklich sagen, dass Cody sich um den dritten Gast, eine ältere Dame, umsichtig kümmerte und ihr immer wieder bei den schwierigen Stellen geduldig weiterhalf.

Antelope Canyon  Antelope Canyon

Owl Canyon

Im Owl Canyon waren wir alleine mit unserem Guide und den Eulen, der Canyon hat seinen Namen nicht umsonst. Allerdings dachten wir nicht wirklich daran, dass wir die Eulen zu Gesicht bekommen würden und hatten kein Teleobjektiv dabei. Mit einem Weitwinkel und „Kit-Objektiv“ kamen wir nicht so weit. Mit Mühe und Not ist uns ein Foto gelungen in leider nicht so toller Qualität.

 

Am Abend waren wir einfach nur glücklich und müde. Wir können unseren Guide und den Veranstalter uneingeschränkt weiterempfehlen.

Lower Antelope Canyon

Der Lower Antelope Canyon ist auf jeden Fall sehr sehenswert und muss sich hinter dem Upper Antelope Canyon auch nicht verstecken. Unsere Erfahrung dort war aber um Welten anders als die im Upper Antelope Canyon. Das hing zum einen mit unserem Guide zusammen, zum anderen mit der Tatsache, dass im Lower Antelope Canyon keine Fotografentouren stattfinden. In den Lower Antelope Canyon durften wir zwar unsere Kameras mitnehmen, aber kein Stativ.

Start:

Am nächsten Tag überlegten wir lange, ob wir uns noch den Lower Antelope Canyon ansehen wollten, zumal eine Reservierung am selben Tag nicht möglich war. Also fuhren wir mittags zu einem anderen großen Parkplatz, von wo aus zwei Anbieter (Dixie Ellis und Ken’s Tour) Touren zum Lower Antelope Canyon organisieren. Wir entschieden uns für Ken’s Tour, weil die Wartezeit auf einen freien Platz etwas kürzer war als bei Dixie Ellis.

Nach ca. 30 – 45 Minuten konnten wir uns einer Gruppe anschließen und liefen dann in Richtung Canyon. Hier wurde uns auch ein nicht unwichtiger Unterschied der beiden Canyons bewusst. Der Upper Antelope Canyon war ebenerdig, in den Lower Antelope Canyon muss man über eine längere Leiter hinuntersteigen. Das macht vom Namen her auch irgendwie Sinn und erklärt, wie dort bei plötzlichem Unwetter Menschen ertrinken konnten.

Ablauf:

In unserer Gruppe waren vielleicht um die 30 Personen. Das heißt aber nicht, dass nur 30 Personen in den Canyon gelassen werden, sondern ein Vielfaches, eben nur mit anderen Guides oder vom anderen Veranstalter. Insgesamt herrschte im Canyon ein Gedränge und es zeigte sich, dass die jeweilige Erfahrung wirklich vom Guide abhängt. Unser Guide war relativ desinteressiert und machte nur hier und da kurze Anmerkungen, vor allem aber trieb er die Gruppe an. Wir bekamen von anderen Touren mit, dass die anderen Guides das eine oder andere Wissenswerte erzählten, aber das war bei uns leider Fehlanzeige.  Es war eben so, dass in die Canyons vorwiegend Besucher kommen, die schnell mit ihren Smartphones abdrücken oder für Selfies posieren. Ohne Stativ ist das Fotografieren auch ganz anders als im Upper Antelope Canyon.

Antelope Canyon  Antelope Canyon Antelope Canyon  Antelope Canyon

Wir können daher nicht sagen, dass der Veranstalter nichts taugt, wir hatten schlicht Pech mit dem Guide, der vielleicht einfach einen miesen Tag hatte. Ein motivierter Guide – und die sahen wir im Canyon auch – hätte das Ganze auch zu einem deutlich schöneren Erlebnis machen können.

Lower Antelope Canyon

Im dritten Teil unserer Reise nehmen wir Euch mit nach Monument Valley und White Pocket.

Zuletzt aktualisiert am 3. Februar 2024 von Christian

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass meine eingegebenen Daten und meine IP-Adresse nur zum Zweck der Spamvermeidung durch das Programm Akismet in den USA überprüft und gespeichert werden.
Weitere Informationen zu Akismet und Widerrufsmöglichkeiten.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Join the Conversation

  1. Klaus und Dagmar Lesser says:

    Hallo ihr Beiden,
    das war sicherlich ein Erlebnis. Die Bilder sprechen Bände… Eine wunderschöne Gegend, die wir auch besuchen möchten… Die Fotos sind Klasse.
    Dagmar und Klaus

Close
© Copyright 2023 SavoryLens. All rights reserved.
Close