Diesen Mai hat es uns erneut in den Südwesten der USA verschlagen. Wir waren schon vor fünf Jahren für drei Wochen hier gewesen und haben seinerzeit ein straffes Programm durchlaufen, um möglichst viel von den „klassischen“ Sehenswürdigkeiten mitzunehmen. Dieses Mal haben wir es etwas ruhiger angehen lassen und uns bewusst Schwerpunkte auf unserer Reise gesetzt.
Start- und Endpunkt unserer Reise war wieder Las Vegas. Dieses Mal haben wir uns erstmals für einen Direktflug von Frankfurt nach Las Vegas entschieden, der (leider) nur von Condor angeboten wird. Wir sind eigentlich nicht gerade Freunde von Ferienfliegern, aber beide Flüge liefen recht unproblematisch.
Die ersten drei Tage nutzen wir zum Akklimatisieren und Shoppen, bevor es mit unserer Route beginnen sollte. Eigentlich war auch ein bisschen Sonne tanken am Pool vorgesehen, aber irgendwie haben wir das schlechte Wetter mit nach Vegas genommen. Glücklicherweise sollte sich dies bald ändern…
Valley of Fire State Park
Auf dem Weg von Las Vegas in Richtung Zion Nationalpark liegt ein kleines Paradies für Fotografen – der Valley of Fire State Park. Dieser State Park inmitten der Mojave Wüste ist nur knappe 60 Meilen von Las Vegas entfernt, also ein Katzensprung gemessen an den Weiten des Südwestens der USA.
Die großartigen roten Sandsteinformationen sind rund 150 Mio. Jahre alt und entstanden wohl durch Verschiebungen gigantischer Sanddünen. Vor allem bei Abendlicht glühen die Felsen rot-golden. Bei der Planung sollte man bedenken, dass der State Park eine Vielzahl an traumhaften Spots bietet und man die Qual der Wahl hat, wo man bei Sonnenuntergang tatsächlich sein möchte.
Der bekannteste Spot ist sicherlich die „Fire Wave“ (nicht zu verwechseln mit der Wave in den Coyote Buttes, für die man einen „permit“ braucht). Die Fire Wave im Valley of Fire State Park ist hingegen frei zugänglich, erfordert aber einen kleinen Marsch von ca. 1 km (einfache Strecke) von einem eigens eingerichteten Parkplatz am Scenic Drive im nördlichen Teil des State Parks. Diese Zeit sollte man gut einplanen, uns waren die Entfernungen bei unserem ersten Besuch dort nicht wirklich bewusst und führten dazu, dass wir diesen Weg quasi im Dauerlauf absolvierten, um nicht zu spät zu kommen.
Das kling ganz harmlos, ist aber mit Kameras, Stativen, Wasserflaschen und bei 30°C im Schatten (ach so, den gibt es dort nicht) durchaus eine Herausforderung.
Fährt man von Las Vegas kommend in den State Park, sind die Beehives einer der ersten, tollen Spots. Die Beehives sind leicht zugängliche Felsformationen, die an Wespennester erinnern und bei denen man sich als Nicht-Geologe wundert, wie sie zustande gekommen sein könnten.
Als nächster Zwischenstopp bieten sich die Seven Sisters an, eine Gruppe hoher Felsen inmitten der Wüste. Der Parkplatz ist oft recht belebt, weil sich hier ein großer Picknickplatz befindet.
Der Elephant Rock ist auch einer der bekanntesten Anblicke im State Park. Er befindet sich am Ende der Valley of Fire Road, fast am östlichen Ausgang des Parks und ist somit einer der letzten Spots, bevor man in Richtung Zion Nationalpark weiterfahren würde. Allerdings ist der Elephant Rock nichts, was bei Sonnenuntergang wirkt, vielmehr sollte man nachmittags hier sein oder (was nicht ganz unsere Sache ist, am frühen Morgen).
Hat man die ideale Perspektive gefunden, sieht man einen Elefanten, der seinen Rüssel auf dem Boden abzustützen scheint.
Es gibt noch so vieles, was wir nicht fotografisch eingefangen haben, so dass wir bestimmt noch ein weiteres mal hierhin zurückkommen werden.
Übernachtet haben wir in Georgetown, ein kleinem Örtchen auf dem Weg zum Zion National Park, wo man sich, falls nötig, nochmal mit allem notwendigen Outdoor-Equipment, etc. eindecken kann. Übernachtungsmöglichketen gibt es hier zu Genüge für jeden Geldbeutel.
Zion National Park
Der Zion National Park hat eine lange Geschichte, die Spuren seiner Siedler reichen 12.000 Jahre zurück in die Zeit, als noch Mammuts und Kamele diese Gegend durchstreiften. Für viele ist der Zion Nationalpark ein sehr beliebtes Ausflugsziel, weil man viele Sehenswürdigkeiten an einem Tag oder einem Wochenende erreichen kann. Wir hatten nach unserer vorletzten Reise in den Südwesten aber das Gefühl, dass der Zion Nationalpark bei uns zu kurz gekommen ist und haben diesmal drei Tage eingeplant. Es lohnte sich!
Über den Zion Nationalpark sollte man wissen, dass sich der größte Touristenansturm auf den Bereich um den Zion Canyon Scenic Drive konzentriert. Der nächste Eingang zu diesem Teil des Nationalparks befindet sich in Springdale, einem kleinen und gepflegten Ort, der vermutlich wunderbar vom Tourismus lebt. Hier befinden sich zahlreiche Hotels und Motels. Es fährt ein häufig verkehrender Shuttle durch den Ort, der die Hotelgäste einsammelt und sie direkt am Eingang des Nationalparks absetzt. Gerade in den Sommermonaten ist das ein wirklich nicht zu unterschätzender Komfort, da die Parkplätze am Eingang des Nationalparks schnell überfüllt sind und man im Ort kostenpflichtige Parkplätze eingerichtet hat.
Warum schreiben wir überhaupt etwas zum Parken? Nun, der Zion Canyon Scenic Drive ist für private Pkw (ausgenommen Gäste der Zion Lodge) gesperrt, man muss also den Shuttle nehmen, der Wanderer zu den „Trailheads“, also den jeweiligen Wanderwegen und Aussichtspunkten (Temple of Sinawawa, The Watchman, Court of the Patriarchs, etc.) bringt.
An unserem ersten Tag haben wir es ruhig angehen lassen und spazierten von dem Shuttle Stop „Zion Lodge“ zu den Emerald Pools. Das ist ein für Familien und Rollstuhlfahrer geeigneter und beliebter Ausflug zu wunderschönen kleinen Teichen inmitten üppiger Vegetation mit einem kleinen Wasserfall. Uns ist dort vor Jahren mal eine Tarantel begegnet, die den Weg blockierte und sich vermutlich über die Sprünge und Sprints der Touristen wundert. Diesmal ließ sie sich aber nicht blicken, nun ja, ich habe sie nicht vermisst.
Abends wanderten wir zum Canyon Overlook, aus unserer Sicht eine der schönsten und abwechslungsreichsten Strecken im Nationalpark. Die Wanderung ist insgesamt (Hin- und Rückweg) nur ca. 1 Meile lang und man muss keine größeren Steigungen überwinden. Den Shuttle benötigt man hier nicht, da der Beginn des Wanderwegs im östlichen Bereich des Parks liegt, kurz hinter dem Mount Carmel Tunnel (von Springdale aus kommend). Am Ende des unbefestigten Wegs wird man mit einer großartigen Ausblick belohnt, vor allem bei Sonnenuntergang. Uns begegnete ein Fotograf mit einem Pärchen, das in elegantem Outfit wohl Verlobungsbilder machen wollten – die Arme bewältigte den Weg mit etwas Hilfe in Pumps – bitte nicht nachmachen. Festes Schuhwerk ist absolut Pflicht, auch bei noch so kleinen Hikes.
Am zweiten Tag fuhren wir in einen Teil des Parks, in den sich seltsamerweise kaum Menschen verirren und der allein deswegen ein Geheimtipp ist (vielleicht waren die Kühe auch deshalb so verwirrt uns zu sehen).
Es handelt sich um die Kolob Terrace Section. Wenn man wie wir Springdale zu seiner Ausgangsbasis gemacht hat, muss man entlang des Virgin Rivers bis zum kleinen Örtchen „Virgin“ zurückfahren und rechts auf die Kolob Terrace Road abbiegen. Es lässt sich kaum in Worte fassen, wie oft wir aufgeregt aus dem Auto sprangen und die atemberaubende Landschaft bewunderten. Eine schöne Wanderung in dieser Gegend ist übrigens der North Peak Trail, der sich durch duftende Kiefernwäldchen schlängelt und uns von einem Ranger empfohlen wurde.
Abends sind wir dann noch zum Watchmann gefahren. Allerdings war es für den Watchmann Trail schon etwas spät – ok, wir waren auch kaputt – sodass wir nur ein paar Aufnahmen vom Watchman und dem Virgin River von der Canyon Junction Bridge aus gemacht haben.
Der dritte Tag stellte sich als der heißeste Tag unseres Aufenthalts heraus und natürlich unternahmen wir da die anstrengendsten Touren.
Apropos heiß – wir waren Anfang Mai dort und die Temperaturen kletterten schnell auf über 30°C. Bitte behaltet das im Hinterkopf, wenn ihr eure Reise in den Sommermonaten planen solltet. Man muss wirklich Wasser dabei haben. Beim Aufstieg zum Hidden Canyon war mir schnell klar, dass meine kleinen 0,5 l Flaschen Wasser schnell verbraucht sein würden, zumal der erste Teil des Wegs für nicht besonders sportliche Menschen eine Qual ist. Es geht steil und in der prallen Sonne serpentinenhafte Wege hoch und ich war kurz davor, das Handtuch zu werfen und verfluchte mich selbst, meine Kamera mitgenommen zu haben. Jedes Gramm im Rucksack ist dann eines zu viel.
Aber nachdem man die Serpentinen geschafft hat, wird man belohnt. Auf Schritt und Tritt bieten sich unglaubliche Aussichten. Der Weg verläuft überwiegend entlang steil abfallende Abhänge und auf Sandsteinfels. An kritischen Stellen befinden sich Ketten im Fels, aber wenn einem Wanderer entgegenkommen, muss man sich ein geeignetes Plätzchen zum Ausweichen suchen.
Am Ende des Weges, also am Eingang zum Hidden Canyon, erwartete uns eine seltsame knurrende Geräuschkulisse. Die Erklärung war denkbar einfach, aber unerwartet. Nach dem letzten Regen waren die Senken im Fels mit Wasser gefüllt und eine Gruppe von Kröten machte Party.
Wenn man schon in der Gegend ist, kann man noch den Weeping Rock mitnehmen. Hier tropft Wasser vom Felsen und es bildete sich gewissermaßen ein kleiner hängender Pflanzengarten.
Pflichtprogramm und absolut einfach mit dem Shuttle zu erreichen ist der Court of the Patriarchs. Dieser ist nach den biblichen Stammvätern Abraham, Isaak und Jakob aus dem alten Testament benannt. Der Court of the Patriarchs ist der vierte Shuttle-Stop und ein kleiner Weg führt zu einem sehr schönem Aussichtspunkt an dem man einen wunderbaren Ausblick auf alle Patriarchen hat.
Ebenso sehenswert und einfach zu erreichen sind die Towers of the Virgin.
Trotz recht guter Planung gingen die drei Tage wieder viel zu schnell vorbei und wieder verließen wir den Zion National Park mit dem Gefühl, dass der Park zu kurz gekommen ist. Das nächste mal sind die Narrows dran und Angel’s Landing (ok, Letzteres war optimistisch ^^)…
The Toadstools
Oft hört man ja, der Weg sei das Ziel. Fährt man von Kanab nach Page in Richtung Monument Valley über den Highway 89, lohnt sich auf jeden Fall ein Stopp bei den sogenannten „Toadstools“. Vom Parkplatz direkt am Highway führt ein einfacher Weg durch die Wüste (ca. 1,6 Meilen hin und zurück) zu einer Gegend, die wie aus einer anderen Welt anmutet. Feste Schuhe sollte man allerdings anziehen, da der Weg sandig ist und teilweise durch ausgetrocknete Bachläufe verläuft. Schatten gibt es keinen, man sollte also entweder genug Wasser dabei haben oder den Spaziergang nicht gerade in der Mittagssonne unternehmen.
Der Begriff „Toadstools“ bedeutet übrigens Giftpilze bzw. Fliegenpilze, und das ist eine gute Beschreibung der verrückten Stein- und Felsformationen („Hoodoos“), die man zu sehen bekommt. Vor dem blauen Himmel bieten die bis zu 10m hohen rötlichen Felsenpilze eine phantastische Kulisse. Sie entstehen durch die Erosion zweier übereinander liegenden Gesteinsschichten. Der weichere Entrada Sandstein erodiert, und der härtere Dakota Sandstein bildet eine Art schützende Haube auf der verbleibenden Steinsäule.
Der nächste Teil unserer Reise widmet sich voll und ganz dem Upper und Lower Antelope Canyon in Page, Arizona.
Zuletzt aktualisiert am 18. Juli 2021 von Christian
olle Fotos, tolle Beschreibung, ganz großes feeling…
Freue mich schon auf Teil II
Gruß von vitus
Ganz herzlichen Dank Vitus! Freut uns sehr.
LG Christian
Schöne Route und echt tolle Fotos! Wir waren dieses Jahr auch im Zion NP in der Kolob Terrace Sektion unterwegs und auf dem Northgate Peaks Trail. Wir sind sogar auf einen der Peaks raufgeklettert, echt eine coole Wanderung.
Vielen lieben Dank Silke!
Das war definitiv nicht die letzte Reise in den Zion NP für uns. Ob wir uns Angels Landing zutrauen weiss ich zwar noch nicht, aber die Narrows müssen sein :-)
Leider wird es auch hier immer schwieriger, ruhigere Plätze zu entdecken (ich meine ihr hättet ja was darüber geschrieben).
Ganz liebe Grüße aus New York
Christian