Prag – Ein Winterspaziergang durch die goldene Stadt

21. Januar 2018

Ein Blogpost allein würde definitiv nicht ausreichen, um alles Wissenswerte über meine Heimatstadt Prag zusammen zu stellen. Aber begleitet uns doch auf einen kleinen Winterspaziergang durch diese schöne Stadt an der Moldau.

Prag

Christian und ich waren über Silvester in Prag. Zugegeben, es gibt bessere Zeitpunkte, um nach Prag zu fahren, weil die Hotelpreise in diesem Jahr um Silvester um über 122 % im Vergleich zum normalen Preisniveau gestiegen sind. Verglichen damit erscheint sogar London als Schnäppchen…

Aber was soll’s, wir haben meine Oma besucht und außerdem gibt es einen weiteren guten Grund für einen Pragbesuch „zwischen den Jahren“: Die Weihnachtsmärkte in Prag schließen nicht am 22. oder 23. Dezember wie bei uns, sondern haben bis zum 6. Januar offen. Man kann also nach dem ganzen Feiertagsstress das Jahr entspannt bei Glühwein ausklingen lassen…

Pulverturm

Unseren Winterspaziergang beginnen wir am Pulverturm. Dort begann auch der alte Königsweg, auf dem die böhmischen Könige für ihre Krönung zur Burg gefahren wurden.

In unmittelbarere Nähe des Pulverturms befindet sich das Jugendstilcafé Obecní Dům, unbestritten eines  der schönsten Prager Cafés. Gesehen haben muss es man mal, mittlerweile ist es jedoch sehr touristisch geworden (ein „Tourist-Menu“ wird bereits an der Eingangstür angepriesen).

Jugendstilcafé Obecní Dům

Der Pulverturm (Prašná brána) ist eines der Wahrzeichen von Prag und befindet sich am Náměstí republiky. Der Bau am Pulverturm begann im Jahr 1475. Die Prager verloren aber schnell das Interesse an der Fertigstellung und das Dach des Turmes wurde sogar nur provisorisch eingedeckt. Der Turm hatte jahrelang keine nennenswerte Funktion und diente dann zumindest als Lager für Schießpulver, worauf auch sein heutiger Name zurückzuführen ist.

Pulverturm in Prag      Prager Pulverturm

Heute kann man den Pulverturm besichtigen – wer keine Angst vor engen Räumen und steilen Stufen (186!) hat, kann zur Belohnung einen ungewöhnlichen Blick über die Prager Altstadt genießen. Die Treppe ist wirklich so schmal, dass man sich bei „Gegenverkehr“ in eine Fensternische drücken muss, stellenweise kann man sich nur an einem Seil festhalten.

Für eine kleine Stärkung kann man dem alten Königsweg (Straße Celetná) folgen und nach wenigen Metern in das Grand Café Orient einkehren, das sich in dem Haus „Zur schwarzen Madonna“ befindet. Es handelt sich um ein Haus ganz im Zeichen des Kubismus. Wir gaben aber schon auf, als wir die ausgestellten Meisterstücke französischer Patisserie im Schaufenster sahen – Weitergehen zwecklos.

Altstadt und Altstädter Ring

Wir folgen der Celetná in Richtung Altstädter Ring und befinden uns mitten in der Altstadt. Die Altstadt wurde schon im 10. Jahrhundert von Kaufleuten und Handwerkern besiedelt und überrascht den Besucher immer wieder aus Neue. Teil der Altstadt ist zum Beispiel das ehemalige Judenviertel mit mehreren Synagogen und einem alten jüdischen Friedhof. Zur Altstadt gehört aber auch die Prachtstraße Pařížská, in der sich Luxusgeschäfte abwechseln. Auch das Ständetheater ist dort zu finden, in dem Mozart einst seinen Don Giovanni uraufgeführt hat. Auf jedem Schritt sieht man in der Altstadt unvergesslich schöne Fassaden und Häuserwappen, findet stille Gässchen oder eine Kirche.

      

Das Zentrum der Altstadt ist der Altstädter Ring. Dieser war nicht nur Schauplatz historischer Ereignisse (zum Beispiel die Prager Fensterstürze), sondern zog uns magisch durch seinen Weihnachtsmarkt an.

Es gibt kaum einen schöneren Anblick im Winter als den beleuchteten Weihnachtsbaum vor der Teynkirche mit ihren Doppeltürmen.

       

Der unangefochtene Hit auf dem Weihnachtsmarkt sind seit Jahren übrigens die „Trdelnik“ oder „Trdlo“. Das ist ein luftiges, hohles Hefegebäck, das mit Öl eingepinselt und zusammen mit verschiedenen Nüssen und Zucker auf einer sich drehenden Rolle über offenem Feuer knusprig gebacken wird. Das riecht nicht nur fantastisch, sondern wärmt nebenbei auch wunderbar die Hände.

Diese Leckerei gibt es nicht nur mit Zucker, sondern auch gefüllt mit Nutella oder neuerdings auch mit Eis. Ich glaube, es verging kein Tag, an dem mein Mann nicht eine Rolle in der Hand hatte. Da er es sich nicht hat verkneifen lassen, gleich 2 Rollen mit nach Hause zu nehmen („Schatz, wir brauchen das…“), liefern wir Euch das Rezept spätestens zur kommenden Weihnachtszeit nach ;-)

      

     

Mein persönlicher Tip für den Altstädter Ring ist die Dachterrasse des Hotels „U Prince“. Von der beheizten Dachterrasse aus hat man einen tollen Blick auf das Rathaus und kann dem Treiben auf dem Platz mit einem Cappuccino in der Hand zusehen.

Karlsbrücke

Der Königsweg bzw. die Straße Karlova bringen uns zur Karlsbrücke. Die malerische Karlsbrücke über der Moldau ist die älteste erhaltene Prager Brücke. Den Grundstein hat Karl VI. am 9.7.1357 um 5:31 Uhr morgens gelegt. Dieses Datum und diese Uhrzeit wurden bewusst ausgewählt, weil zu diesem Zeitpunkt die Sterne günstig stehen sollten.

Die Karlsbrücke ersetzte die sog. Judithbrücke, die bei einem Hochwasser zerstört wurde. Der Legende nach sollte die Karlsbrücke besonders stabil werden, indem man Eier in den Mörtel mischte.

       

Bei den Statuen auf der Karlsbrücke handelt es sich teilweise um Kopien, die Originale werden im Nationalmuseum oder auf der Festung Vysehrad aufbewahrt. Die berühmteste Statue stellt den Heiligen Jan von Nepomuk dar, die gerne von Besuchern aufgesucht wird, weil eine Berührung des Sockels Glück bringen soll. Der Heilige hat jedenfalls kein Glück, wurde er der Legende nach in die Moldau geworfen, weil er sich weigerte, das Beichtgeheimnis der Königin zu verraten…

Heiliger Jan von Nepomuk       

Nach der Überquerung der Karlsbrücke hat man die Wahl, ob man direkt zur Burg geht oder die Kleinseite erkundet.

Kleinseite

Der Stadtteil auf der anderen Seite der Moldau heißt Kleinseite und alleine hier könnte man einen ganzen Tag die versteckten Gärten und Adelspalais bewundern, die den Besucher mit ihren Barock- und Renaissancefassaden vergessen lassen, im 21. Jahrhundert zu sein.

Man findet hier auch viele Botschaften und Konsulate sowie großartige Restaurants wie zum Beispiel „Zum blauen Entlein“ (U modré kachničky).

Mit einer kleinen Seilbahn gelangt man zum Aussichtsturm Petřín, der eine Miniatur des Eiffelturms ist und von dem aus man einen schönen Blick über Prag hat. Nur ein kurzes Stück weiter entfernt liegen das Strahov-Kloster und das Loreta-Heiligtum.

Das Strahov-Kloster verfügt über eine der schönsten Bibliotheken der Welt mit großartigen Deckenmalereien. Im Loreto-Heiligtum sind u. a. Kirchenschätze ausgestellt.

Hradschin

Ein paar Meter weiter ist man schon mitten im Regierungsviertel, der Prager Burg. Sie ist das größte zusammenhängende Burgareal der Welt und seit über 1000 Jahren Sitz von Monarchen und Staatsoberhäuptern.

 

Seit einiger Zeit finden an den Eingängen zum Burgareal Sicherheitskontrollen statt, so dass man etwas mehr Zeit einplanen sollte (verwunderlich ist eigentlich nur, dass es diese Kontrollen nicht schon viel früher gegeben hat).

Prager Burg       

Auf dem Hradschin selbst sollte man sich den St. Veits-Dom und die St. Georg-Basilika nicht entgehen lassen. Letztere wurde bereits im Jahre 925 als Grabkirche der Heiligen Ludmila geweiht, der Mutter des Heiligen Wenzels.

Sehenswert ist auch das Goldene Gässchen mit seinen pittoresken kleinen Häuschen, die im 16. Jahrhundert als Unterkünfte für die Burgwachen gebaut wurden. Berühmtheit erlangte das Goldene Gässchen, weil sich dort später Handwerker und Alchimisten angesiedelt haben, die für den wunderlichen König Rudolf II. Gold aus Stein und den Stein der Weisen herstellen sollten.

Der Spaziergang wäre nicht vollständig, wenn man nicht auch den Wenzelsplatz aufsuchen und einen Abstecher zum „Tanzenden Haus“ machen würde. Man kann zum Beispiel mit der Straßenbahnlinie 22 von der Burg wieder auf die andere Seite der Moldau fahren und die sog. Neustadt erkunden.

Neustadt

Die Bezeichnung Neustadt ist etwas irreführend: dieser Stadtteil wurde im Jahr 1348 von Kaiser Karl IV. angelegt und ist damit älter, als man vermuten würde. In der Neustadt kennen viele Wenzelsplatz noch als den Ort, an dem im Herbst 1989 zigtausende Prager gegen das kommunistische Regime demonstrierten. Der Grünstreifen in der Mitte des Platzes sollte genau das eigentlich verhindern, aber das hat nicht so wirklich geklappt. Optischer Mittelpunkt des Platzes ist die riesige Bronzestatue des Landespatrons, des Heiligen Wenzel auf einem Pferd.

Auf der Narodní třída, welche den Wenzelsplatz quasi mit dem Moldauufer und dem Nationaltheater verbindet, befindet sich das sehr beliebte Café Louvre im Jugendstil, direkt neben dem Jazzlokal „Reduta“, in der Bill Clinton mal Saxophon spielte.

Das „Tanzende Haus“ am Moldauufer hat von Pragern den Spitznamen Fred und Ginger bekommen, weil der Bau an ein tanzendes Paar erinnert.

Das soll nur ein wirklich kleiner Einblick in das wunderschöne Prag gewesen sein und ich hoffe, Euch hat unser Spaziergang gefallen. Ein traditionelles Feuerwerk gab es natürlich auch, jedoch nicht wie bei uns am 31. Dezember, sondern am Neujahrsabend, so dass auch die ganze Familie etwas davon hat.

In diesem Sinne wünschen wir Euch ein frohes und gesundes neues Jahr 2018 und danken Euch für Eure Treue!

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  1. Sehr schöner Bericht ihr beiden. Vieles hat mich an meinen Besuch vor 6 Jahren erinnert. Ist eine wunderschöne Stadt.
    Liebe Grüße,
    Michael

    1. Christian says:

      Vielen herzlichen Dank Michael.
      Prag ist definitiv immer eine Reise wert.
      Liebe Grüße
      Christian

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